Ein Abriss der Geschichte von Samos (Teil 2)

Die "goldene" Epoche von Samos unter Polykrates

Kein anderer Herrscher hat Samos mehr geprägt und berühmt gemacht als Polykrates und erst Jahrhunderte später erreicht Samos wieder eine solche wichtige politische Stellung in Griechenland - auch wenn nur für Kurze Zeit. Unter keinem anderen politischen Führer erlang die Insel je wieder zu ähnlich herausragender Bedeutung.

Um 550 v. Chr. gelingt Polykrates, zusammen mit seinen Brüdern während der Feierlichkeiten zu Ehren der Göttin Hera, die Macht an sich zu reissen. Alle Drei teilen sich die Herrschaft über die Insel, bis Polykrates einen seiner Brüder ermorden lässt und den anderen vertreibt. Unter seiner Amtszeit wurden die Streitkräfte reformiert und reorganisiert. Vor allem die Flotte wurde mit den noch größeren und schnelleren Trieren ("Dreireiher", diese Kriegsschiffe hatten auf jeder Seite drei Ruderbänke übereinander und eine Besatzung von ca. 200 Mann) verstärkt.

Durch seine Bündnispolitik und durch die Stärke seiner Truppen und Flotte, gelang es Polykrates den Herrschaftsbereich von Samos über weite Teile des damaligen Griechenlands und der Ägäis auszudehnen. In dieser Zeit wurde der Bau des noch größeren Hera-Tempels begonnen (meines Wissens ist die Grundfläche größer als die des Kölner Doms), aber leider wurde dieses Werk nie vollendet. Der Eupalinos-Tunnel wurde erbaut - diese Wasserleitung sollte die Trinkwasserversorgung der Stadt sicherstellen, deren Größe (nach heutigen Maßstab) mit Metropolen wie New York vergleichbar wäre.

Den Schutz der Stadt gewährleistete die etwas mehr als 6 km lange Stadtmauer. Ebenso wurden die mächtigen Hafenmolen in dieser Zeit gebaut. Polykrates gründete und errichtete auch eine berühmte Bibliothek auf Samos. Am Hof des Polykrates versammelten sich Wissenschaftler, Architekten und Künstler (z.B. der führende Mediziner seiner Zeit Dimokides, der Dichter Ibikos und der Architekt Eupalinos). Es gab auch ausnahmen, das Verhältnis zwischen Polykrates und Pythagoras war derart schlecht, dass der Philosoph sich gezwungen sieht, von Samos zu flüchten und eine Schule in Süditalien zu gründen. Im Jahr 522 v. Chr. locken die Perser Polykrates unter einem Vorwand nach Kleinasien, dort wird er von den Persern gefangen genommen und stirbt am Kreuz.

Die Jahrhunderte bis zur römischen Herrschaft

In den folgenden Jahren und Jahrzehnten steht Samos sowie die ionischen Städte und Siedlungen in Kleinasien unter persischem Einfluss. Samos rappelt sich wieder auf und rebelliert zusammen mit den ionischen Städten (auf dem kleinasiatischen Festland) gegen die Perser, wobei Samos die Führung in diesem Befreiungskrieg übernimmt. In der Seeschlacht vor dem Mykale-Gebirge erringt Samos ca. 479 v. Chr. wieder seine Unabhängigkeit.

Samos steht anschließend als ein führendes Mitglied im Attischen Bund in den Jahren 479 - 440 v. Chr. an der Seite Athens, und unterstützten den Bund, bedingt durch seine sehr starken Streitkräfte, mit Schiffen und Mannschaften. Allerdings werden die Beziehungen zwischen Athen und Samos, durch die imperialistische Politik Athens, grundlegend belastet. In dieser Zeit kommt es zu einem Wiedererstarken der Oligarchie (Großgrundbesitzer) der in einen Aufstand mündet. Als Reaktion darauf besetzten Athen unter Perikles die Insel. Die Insel wird schwer verwüstet und eine demokratische Regierung wird eingesetzt. In den Jahren 424 - 412 v. Chr. wird diese von den Oligarchen abgelöst.

Im peloponnesischen Krieg steht Samos als Verbündeter auf Seiten Athens und wird 404 v.Chr. von den Spartanern erobert. In den folgenden Jahren wechseln sich Unabhängigkeit und Herrschaft durch Athen ab. Schließlich gipfelt dieser Konflikt darin, dass die Samioten in ein jahrzehnte währendes Exil getrieben werden und die Insel unter attischen Edlen aufgeteilt wird. Epikur kommt als Sohn eines dieser Edlen auf Samos zur Welt.

Im Jahre 332 v. Chr. erlaubt Alexander der Große den samiotischen Exilanten die Rückkehr auf ihre Insel. Allerdings gelingt es nicht, eine unabhängige wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit wiederzuerlangen. Samos wird ab 281 v. Chr. von den Ptolemäer beherrscht. Später kommt Samos unter den Einflussbereich von Pergamon. Nach dem Tot des letzten Herrschers von Pergamon fällt dessen Land testamentarisch an das römische Imperium.

Die Römer auf Samos

Samos wird von Rom 129 v.Chr. besetzt und wird teil der Provinz Asien. Nach dem scheitern eines Aufstandes 80 v. Chr. wird die Insel geplündert und von mehreren römischen Gouverneure ausgebeutet. Im Jahre 40 v. Chr. rückte Samos wieder einmal in den Fokus geschichtsträchtiger Ereignisse, als sie das Hauptquartier von Marcus Antonius und Kleopatra beherbergte. Nach deren Niederlage bei Anktium residiert Octavian (Augustus) in der großen Villa in Pythagorion. Nach erlangen der Kaiserwürde gibt er der Insel wieder einen autonomen Status. Caligula denkt sogar darüber nach, den Polykrates-Palast wieder aufzubauen. Erst unter Vespasian wird die Insel wieder vollständig von Rom abhängig.

Quellen:

Dr. Ulrich Enzel "Samos";
Nikos Noou "Samos i yi mas";
Dimitris Davaris "Samos";
Aus diversen Broschüren der EOT, der Präfektur Samos und der Stadt Pythagorion;
I. Stamatiadis "Samiaka";
Hans Peter Eisler (Ausgrabungen am Heraion von Samos) «Domi»;
Herodot "Historien"